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Weil richtig schreiben wichtig ist

22. Oktober 2015

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Andreas Cyffka | Kategorie: FREUT UNS

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16. Oktober 2015

verherbstung

Online-Diskussionen über Sprachfragen verfolge ich immer gern. Es macht Spaß und man lernt auch etwas dabei. Zum Beispiel auch über Rechtschreibfragen…

Gelegentlich stößt man dabei aber auch auf Diskurse, die zu verfolgen manchem Lexikografen des Prä-Internetzeitalters Freudentränen in die Augen getrieben hätten. Man kann in Onlineforen  quasi in Echtzeit den Forschungsgegenstand einer geheimnisvollen Forschungsrichtung erleben: Die lexikografische Benutzerforschung. Denn Sprachwissenschaftler und Wörterbuchmacher (und manchmal sind die beiden Professionen ja in Personalunion vereint) hätten immer schon nur zu gern gewusst, was Menschen denn eigentlich so alles mit einem Wörterbuch anstellen. Also, gemeint sind hier natürlich nicht all die denkbaren Zweckentfremdungen eines größeren Wörterbuches (etwa als Tritthocker, als Waffe oder als Hantel), sondern die genuinen Informationssuchen im Wörterbuch, mithin: Welche Antworten auf welche Fragen in einem Wörterbuch gesucht werden. So stieß ich heute in einem Text eines österreichischen Autors auf das Wort „attraktivieren“ – und meinte zunächst, es handle sich um einen Austriazismus. Die Google-Suche führte mich dann in ein  bekanntes Forum, in dem ein User zu „attraktivieren“ just die Frage stellte: „Gibt’s dieses Wort?“ Einen Kontext („ein Produkt für eine Gruppe Menschen attraktivieren“) hatte er gleich mitgeliefert.

Die Forumsbenimmregel, Fragenbeantworter sollten darauf achten, dass ihre Antwort für den Fragesteller auch wirklich hilfreich ist, ist ja eine, die allen Lexikografen dieser Welt schon lange vor der Erfindung von Internet und Foren ins Familienstammbuch geschrieben ist. Was meinten nun die Antworter zu „attraktivieren“?

GerdaG entschied kurzerhand: „ Nein, das Wort gibt es nicht.“ Dann der Vorschlag einer alternativen Formulierung: „dieses Produkt für eine Gruppe Menschen attraktiv gestalten.“

Das kann  Volker so nicht hinnehmen: „Natürlich gibt es dieses Wort. Es heißt nichts anderes, als interessanter machen.“

Tja, da steht wohl – wie es im polizeilichen Sprachgebrauch heißen würde – Aussage gegen Aussage. Da wären vielleicht Zeugen hilfreich. Nicht erstaunlich, wenn sich  nun Lena101 in die Diskussion einschaltet. Sie hat in einem relativ bekannten deutschen Wörterbuch nachgeschlagen und „attraktivieren“ nicht gefunden. Sie sagt immerhin „laut…  gibt es das Wort nicht.“  und fragt: „Warum sagst du nicht attraktiv machen?“ Danke Lena für das Wörtchen „laut“. Das ist eine kleine, aber feine Präzisierung der Dinge. Keine zwei Wörterbücher sind ja identisch. Und wenn ein Wort bei X nicht aufgenommen ist, dann findet man es vielleicht bei Y – wenn nicht bei D, dann vielleicht bei P. Nichtexistenz im Wörterbuch heißt noch lange nicht Nichtexistenz in der Sprache – nimm Du den und ich nehme den – und wir bekommen nicht unbedingt das Gleiche!

Richtig Freude kommt aber auf mit dem Beitrag von Godwana, die zu bedenken gibt: „Allein weil du es benutzt hast, gibt es das! Wenn es das bisher noch nicht gab, bist Du ein WORTSCHÖPFER!!!“

Godwana, Du bist eine Philosophin!

Mia68  merkt an dieser Stelle an: „Die Österreicher und Schweizer mögen das [Wort „attraktivieren“]  besonders, wie´s scheint …“ Sehr richtig, wie es scheint. Denn auch, wenn noch so viele Google-Belege, auf Seiten mit „at“ und „ch“ führen – für eine lexikografische Beschreibung, müssten wir doch besser einen Österreicher oder Schweizer mal fragen, ob das so ist oder nur so scheint. Semantisch nehmen es unsere Forumdiskutanten genau: Ein gewisser „Prolo“ (er nennt sich selbst so) sagt, es handle sich bei „attraktivieren“ durchaus um ein Wort. „Verschönern“ sei keine korrekte Beschreibung von dessen  Bedeutung, sondern eher  „schmackhaft machen“.

Der Kommentar von cosch87 ist erhellend: „Das kommt auf den Zusammenhang an. Richtig. Auch das ist Wörterbuchtheorie in a nutshell. Kontextualismus gewissermaßen.

Wim50  meint: „Werbefuzzis attraktivieren auch gern die Sprache.“ Der Mann nimmt kein Blatt vor den Mund.

Ach, Denise180685, Du bist mein Stern. Du sagst:

“[„attraktivieren“] gibt’s nicht, sag einfach: ein prod. atraktiever gestalten, die afinität der potenziellen käufer steigern durch ein kundenorientiertes design“

Da ist GerdaG  machtlos, bringt nur noch heraus: „Häh?? :-) “

Als erster findet  cosch87  Worte: „Was zur hölle soll ein prod. sein und seit wann schreibt man “attraktiv” mit “ie”? Und er tritt noch nach: „Und mit Doppelbuchstaben hast du es auch nicht so….“ Doch man hüte sich vor vorschnellen Schlüssen auf der Basis rechtschreiblicher Defizite. Denise180685 : „Ich habe legasthenie und trotzdem studiert und jetzt schleich dich du … solche rechtschreibfehler passieren mir oft und solange die quallität stimmt ist doch die rechtschreibung egal.“

Infex ist es, dem wir einen wahrhaft würdigen Abschluss dieses Fadens verdanken:  „Was heißt denn: “Gibt´s dieses Wort?” Wer bestimmt das?“ Richtig, wer bestimmt das eigentlich?´Die Wörterbücher? Bestimmte Wörterbücher? Bestimmte Wörterbücher, in denen das Wort nicht steht, obwohl Google 9000 Belege gefunden hat?

An anderer Stelle fand ich folgende Frage: “Darf man “demletzt” sagen … an Stelle von “neulich”, “letztens” , “unlängst” und ähnlichen offiziellen Ausdrücken?” Und folgende Antwort:
“Es mag ja sein, dass es das Wort “demletzt” offiziell nicht gibt, aber gibt es nicht so vieles wirklich, was es offiziell nicht gibt? Ist die deutsche Sprache nicht durch ganz andere Dinge gefährdet als durch eher deutschartige Wortschöpfungen wie “demletzt”, z.B. durch diese ganzen Anglizismen? Müssen nicht komplette Landsmannschaften fortan schweigen, wenn man nur Wörter verwenden darf, die es offiziell gibt – z.B. Bayern, Baden-Würgenberger oder auch Rheinländer? Wo kommen wir hin – oder besser: Wo wären wir steckengeblieben – wenn man niemals neue Wörter erfinden dürfte? Fragen über Fragen im Zusammenhang damit, dass sich einige an so einem harmlosen Wörtchen stoßen…”

Infex kommt es zu, das Schlusswort zu sprechen: „Nun ist Google nicht alles. Die Sprache lebt.“ Die Lexikografie lebt.


Andreas Cyffka | Kategorie: ALLGEMEINES

Kommentare

  • Zarina88Nion |  01.12.2015

    Wow, langer Text

  • Zarina88Nion |  01.12.2015

    Hab heute was neues gelernt:)

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05. Oktober 2015

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Andreas Cyffka | Kategorie: ALLGEMEINES, FREUT UNS

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25. September 2015

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Andreas Cyffka | Kategorie: ALLGEMEINES, FREUT UNS

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